Andacht Juni

Unser Monatsspruch für Juni 2024:

Mose sagte: „Fürchtet euch nicht! Bleibt stehen und seht zu, wie der HERR euch heute rettet!“

(2. Mose 14,13)

Liebe Gemeindeglieder, liebe Leserin, lieber Leser, 

während ich diese Zeilen schreibe, kämpfen Menschen im Hochwasser an der Donau und an anderen Flüssen Süddeutschland um ihr Hab und Gut, manche ums Überleben. Die schrecklichen Bilder von den Donaugebieten machen mich traurig und betroffen.

Wie wird es dort weitergehen, wenn erst einmal aufgeräumt ist? Und ich denke zugleich an die Menschen im Ahrtal und in anderen Katastrophengebieten, die angesichts immer neuer Schreckensmeldungen scheinbar in Vergessenheit geraten sind.  

Wie wird es weitergehen – auch mit Europa und mit der Kirche?

Am kommenden Sonntag ist Europawahl. Wie weit geht der Rechtsruck noch? „Mir san mir!“ – Heißt das, dass alles Fremde nicht zu uns gehören darf und mehr und mehr diskriminiert wird, auch in Deutschland? 

„Fürchtet euch nicht!“ sagt der hebräische Anführer Mose zu seinem Volk während seines Auszugs aus Ägypten! Ja, das ist so eine Sache mit dem nicht fürchten…

Natürlich stehen wir nicht als Volk Israel mit Mose am Schilfmeer und warten darauf, dass wir weiterkommen. – Wobei mir dieses Bild vom Wasser, das den Weg versperrt, in diesen Tagen sehr nahe ist.

Hinter uns sehen wir aber nicht das Heer des Pharaos, das immer schneller nahekommt. Und wir müssen in unseren Dörfern auch nicht unser Haus und unseren Lebensort verlassen und alles aufgegeben.

Ich sehe uns trotzdem da stehen. Und wir wissen: Es muss einen Weg in die Zukunft geben. Wir sehen ihn nur nicht, und die Klimakatastrophe jagt hinter uns her. Und das Sicherheitsempfinden in unserer Welt ist durch Kriege in unserer Nähe empfindlich gestört. Und wir als Kirche sind in den Grundfesten erschüttert bei immer höheren Austrittszahlen und einem Missbrauchsskandal, dessen Ausmaße größer sind, als befürchtet.

Und wir spüren: Die Gesellschaft verändert sich. Sehr dunkelbraune Gedanken bahnen sich einen Weg. Letztlich haben wir doch unsere eigenen Ägypter hinter uns. Und ein Meer von Aufgaben für die Zukunft vor uns.

Sind wir Christen es nicht mehr gewohnt, uns einzumischen? Zu lange haben wir uns versteckt, hinter unseren attraktiven Kirchenmauern. Mit großem Geld im Hintergrund. Und der Scheinsicherheit von deutlich mehr als der Hälfte der Bevölkerung als Mitglieder. Derzeit sind wir in Bayern immerhin noch knapp zwei Millionen, die der Evangelisch-Lutherischen Kirche angehören. Aber wir werden weniger.

Und nun stehen wir da. Hinter uns drängende Probleme, die auch uns bald überrollen werden. Und vor uns? Eine Fülle von Aufgaben, die wir nicht mehr stemmen können.  Und es hilft alles nichts. Wir müssen einen Weg in die Zukunft finden. 

In allem will ich das Vertrauen in unseren Gott nicht verlieren. Damit wir den Mut und die Kraft finden um weiter zu machen. Und dann endlich wieder ins eigene Handeln kommen. Denn diese Welt braucht uns, um so zu werden, wie Gott sie sich vorgestellt hat: Mit Jesus Christus ist das Reich Gottes schon herbeigekommen. So hat er es den Seinen gesagt und versprochen. Vergessen wir das nicht! 

Er ist der  sichere Hafen, er ist der unverrückbare Fels in der Brandung des tosenden Meeres. Mit ihm als Fundament unseres Glaubens werden wir nicht untergehen. Darum will ich auch in dieser Zeit fröhlich und gelassen bekennen, wer oder was mir wichtig ist.

„Bleiben Sie zuversichtlich!“ – sagt der Tagesschau-Sprecher. Ich will es ihm gleichtun, denn ich habe allen Grund dazu! Ihr Pfarrer Johannes Raithel 

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